Vielfach haben Patienten selbst bereits über Symptomlisten aus Büchern oder dem Internet selbst eine Verdachtsdiagnose auf ein ADHS-Syndrom gestellt. Dabei sollte jedoch berücksichtigt werden, dass diese Fragebögen zwar relativ spezifisch typische Merkmale der ADHS abbilden können, jedoch weder beweisend noch ausschließend sind. Besonders problematisch ist dabei, dass aufgrund der in den diagnostischen Kriterien geforderten lebenslangen Beeinträchtigung gerade aus der eigenen Kindheit und Jugend Informationen benötigt werden, jedoch nur selten wirklich gute Erinnerungen an diese Zeit bestehen. Hier können Screeninginstrumente, wie der ASRS-Fragebogen (ADHS-Selbsteinschätzungsbogen für Erwachsene der WHO) eine erste Orientierung bieten, müssen aber unbedingt durch weitere Fremdbeurteilungsskalen, Fremdanamnesen oder aber Zeugnisse/ Gutachten aus der Kindheit gestützt werden.
Syndromtypisch ist die Selbstbeurteilung von ADHS-Patienten nicht besonders gut. Entweder werden aufgrund der lebenslangen Symptomatik die bestehenden Auffälligkeiten als normal angesehen oder aber durch defizitäre Selbstbeurteilungskompetenzen geprägt; oft fehlen aufgrund der Desorganisation und häufiger Wohnortwechsel zudem valide Unterlagen zur eigenen Kindheit und Ausbildung. Hier kann die international häufig eingesetzte Wender-Utah-Rating-Scale ein nur ansatzweise ausreichendes Hilfsmittel zur Erhebung einer entsprechenden retrospektiven Erhebung von Symptomen in der Kindheit sein.
Selbst- und Fremdbeurteilungsskalen für das Erwachsenenalter (z.B. Brown- ADD-Skala, Symptomliste für ADHS bei Frauen oder der CAARS-Fragebogen für ADHS bei Erwachsenen) helfen jedoch vielfach den Betroffenen syndromtypische Merkmale genauer zu hinterfragen oder im Zusammenhang mit der neurobiologischen Grundproblematik zu sehen.