Spezifischer Psychotherapieprozess

Bei bulimischen Patienten steht in den meisten Fällen nicht die Gewichtszunahme im Vordergrund. Sie müssen vielmehr lernen, das Gewicht zu halten und gleichzeitig wieder angemessen, normal und vor allem regelmäßig zu essen. In diesem Prozess setzen wir uns mit den Betroffenen über ihr anlagebedingtes individuelles Normalgewicht auseinander, das zumeist höher liegt als das Wunschgewicht. Ebenfalls setzen wir uns auseinander mit kleinlich gesetzten, unphysiologischen Gewichtsgrenzen.

Unsere Patienten lernen, körperliche Folgen bulimischen Verhaltens, wie Gewichtsschwankungen und vorübergehende Gewichtszunahmen im Zusammenhang mit Störungen des Hormon-, Elektrolyt- und Wasserhaushalts zu verstehen.

Für die Teilnahme am sporttherapeutischen Programm ist das unterste Normalgewicht (mindestens BMI 18,5) Voraussetzung. Es geht dabei um die Auseinandersetzung mit krankem Bewegungsdrang im Gegensatz zu gesunder, leistungssteigernder und fit machender körperlicher Aktivität. In niedrigeren Gewichtsbereichen sind körpertherapeutische und – angepasst an die wöchentliche Gewichtszunahme – bewegungstherapeutische Angebote möglich; Patienten in BMI-Bereichen

Prinzipiell ist es so, dass zu einer Gewichtszunahme eine Bewegungsreduktion erforderlich ist, um den Kalorienverbrauch möglichst gering zu halten – und so auch die notwendige tägliche Menge an Essen. Der Wiederernährungsprozess wird so leichter. Gleichzeitig geht es darum, dass die Patienten sich auch ohne körperliche Aktivitäten aushalten lernen. Wir wollen die neurotische und im Falle exzessiven Bewegungsdrangs gefährliche Schuldverstrickung auflösen, den Glauben, sich Essen erst verdienen zu müssen.