Ess-Psycho-Therapie

Der zweite Therapiebaustein ist die Ess-Psycho-Therapie, die es ermöglicht ohne Magensonde oder Infusionsernährung auch Patienten mit schwersten Essstörungen zu behandeln und eine Gewichtszunahme von 500g – 1.000g pro Woche zu erreichen. Wir verstehen darunter, dass das Essen und die angemessene Ernährung nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für das gesamte therapeutische Personal neben dem Psychotherapieprozess im Mittelpunkt steht und wieder eine gesunde Dimension erhält. Es geht dabei um das Wiedererlernen eines normalen Essverhaltens und die Loslösung der Ernährung von seelischen Konflikten.

Damit Essen nicht weiter auch unbewusst dazu missbraucht wird, seelische Konflikte zu lösen.

Sir William Gull, einer der Erstbeschreiber der Anorexia nervosa sagt, dass man dazu Menschen braucht, die essgestörte Patienten »moralisch unter Kontrolle haben«. Übersetzt werden kann das heute dahingehend, dass es eine therapeutische Umgebung erfordert, die in der Lage ist, das Essen durchzusetzen. Dies geschieht einerseits durch Beziehungsaufbau und andererseits durch unbelastete Auseinandersetzung um Missverständnisse, die den Körper, seine Funktionen und die Ernährung betreffen. Es gilt, das große MissverständnisEssstörung aufzulösen und schuldhafte Verstrickungen zu vermindern. Wir setzen dazu konkret auf das Betreute Essen – mit anfänglichem Tellerservice – und Betreuung aller Mahlzeiten inklusive der Zwischenmahlzeiten durch Ernährungsfachkräfte. Die Portionierung ist verlässlich und wird gemeinsam abgesprochen, jeder erhält einen Essensplan. Die Verantwortung für die Richtigkeit der Portionen übernehmen unsere Ernährungsfachkräfte.

Täglich nach dem Mittagessen, auch Samstag und Sonntag, trifft sich eine verhaltenstherapeutisch arbeitende und damit symptombezogene Essstörungsgruppe, in der alle Themen besprochen werden, die das Essen und den Gewichtsverlauf, das Trinken, die Bewegung und damit verbundenen Fehlüberzeugungen bereffen. Das betreute Lernen des Portionierens am Buffet undLehrküchenveranstaltungen runden das esstherapeutische Programm ab.