Ursachen

Ursachen von Essstörungen

Das gesellschaftliche Problem betrifft uns alle. Damit aber die Erkrankung Essstörung ausbricht, müssen neben Umweltfaktoren eine Reihe weiterer dazu kommen, die M. Connors 1996 wie folgt zusammengestellt hat:

 

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Risikofaktoren für die Unzufriedenheit mit dem eignen Körper (linke Seite der Abbildung) und Risikofaktoren für Defizite in der Selbstregulation (rechte Seite) müssen zusammenkommen, damit eine Essstörungserkrankung entsteht. Risikofaktoren für die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper haben zum einen mit kulturellen Einflüssen zu tun: unser überbetontes Schlankheitsstreben, das zusammentrifft mit körperlichen Veränderungen in der Pubertät, die bei Mädchen bedeuten, dass an den typischen Stellen wie Po, Oberschenkel, Becken, Bauch und Busen vermehrt Fett eingelagert wird. Schon Zwölfjährige bezeichnen sie als ihre Problemzonen. Die Pubertät tritt zudem tendenziell früher ein – man bezeichnet das als Akzeleration. So kann es passieren, dass Mädchen, die noch Kinder sind, sich innerhalb weniger Monate mit betont weiblichen Körperformen konfrontiert sehen und wenn sie in diese Richtung empfindsam sind damit nicht zurecht kommen in einer Gesellschaft mit einem Schlankheitsideal, das dem komplett entgegensteht.

Bei Jungen geht es ab der Pubertät um Muskelaufbau, womit deren normale körperliche Entwicklung dem Ideal entgegen kommt.

Im Zusammenwirken mehrerer problematischer Faktoren kann sich ein negatives Körperselbst-/Körperbild mit einer vermehrten Beschäftigung mit dem Körpergewicht/der Figur und andauerndem Diäthalten entwickeln.

Zur Entwicklung einer Essstörungserkrankung müssen aber neben den Risikofaktoren, die zu einer gestörten Körperakzeptanz führen, auch Risikofaktoren für Defizite in der Selbstregulation und infolge auch Selbstakzeptanz kommen: eine elterliche Psychopathologie, also Störungen auf Seiten der Eltern oder im Familiensystem, die die gesunde Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen oder Traumen verschiedenster Art (wobei sexueller Missbrauch bei den Anorexien nicht häufiger vorkommt als in der Gesamtbevölkerung) und Temperamentaspekte, also biologisch/genetische Bedingungen auf Seiten desjenigen, der die Essstörung entwickelt, wobei sich Hinweise auf deren besondere Bedeutung in der Entwicklung einer Essstörung verdichten.

Im Zusammenwirken dieser Faktoren kommt es zu Störungen des Gefühlslebens, zu einem niedrigen Selbstwertgefühl und einem unsicheren Bindungsverhalten mit dem Resultat, dass die Betroffenen sich nicht sicher und geborgen fühlen und typischerweise wenig gesunde Selbstbehauptungsansprüche zeigen. Wir wissen heute, dass ein anorexietypischer Denkstil dazu kommt bzw. dies verursacht und die Besonderheiten von Anorexie-Betroffenen erklären kann. Die auf der rechten Seite der Abbildung dargestellten Risikofaktoren können zu allen möglichen seelischen Störungen führen, jedoch in Kombination mit dem gestörten Körperleben (linke Seite) zum Auftreten einer Essstörung.