Pharmakotherapie

Auch im Erwachsenenalter kann eine Therapie mit Psychostimulanzien eine Voraussetzung zur Stabilisierung sein und durch verbesserte Aufmerksamkeit und Selbstkontrolle die Mitwirkung im psychotherapeutischen Prozess wesentlich erleichtern. Wir sehen die Kombination von Pharmakotherapie mit Stimulanzien häufig als Grundlage für unsere psychotherapeutische Arbeit, da die hierfür notwendige Aufmerksamkeitsleistung und Reflektionsfähigkeit durch die Medikation deutlich verbessert und so zunächst überhaupt eine Therapiefähigkeit (z.B. für Gruppensituationen) erreicht wird.

In der Klinik ist bei entsprechender Indikation auch eine Ersteinstellung auf ein Psychostimulans (Methylphenidat oder Amphetamin) möglich oder aber auch eine Umstellung der Medikation (auf ein modernes länger wirkendes Psychostimulans (z.B. Medikinet retard, Concerta, Ritalin LA). Nach ausführlicher Aufklärung über Möglichkeiten, Grenzen und Nebenwirkungen der Medikation erfolgt dann eine schrittweise Aufdosierung nach der Titrationsmethode unter fortlaufender Selbst- und Fremdbeurteilung des Therapieeffektes. Die Ermittlung der individuellen Dosierung unter Berücksichtigung der Wirkdauer und etwaiger Rebound-Effekte (Wiederauftreten von Unruhe oder aggressivem Verhalten bei nachlassender Wirkung) erfolgen in enger Abstimmung mit unseren Patienten, um eine bestmögliche Adaptation an Alltagsanforderungen und soziale Integration zu ermöglichen.

Auch bestimmte antriebssteigernde Antidepressiva (Noradrenalin-Wiederaufnahme- Hemmer wie Atomoxetin = Strattera) können bei ADHS-Patienten indiziert sein. Selterner werden auch ältere (tricyclische) Antidepressiva als Therapiemöglichkeit diskutiert, wenn relevante Gegenanzeigen gegen die Mittel der ersten Wahl bestehen.

Wegen der vielfältigen Komorbidität mit anderen Erkrankungen kann auch eine Kombinationsbehandlung mit weiteren Medikamenten (z.B. Antidepressiva) notwendig werden. Dies richtet sich auch danach, welche klinische Symptomatik (z.B. ADHS oder Depressionen) klinisch führend ist. Vor allem neuere Antidepressiva (z.B. Mirtazapin) oder Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) lassen sich gut mit Stimulanzien kombinieren.